Presse - Eines Jeden Kreuz
Leonberger Kreiszeitung, 30.06.02
Benefizlesung mit Mord und Intrigen im
römischen Reich
Ermittler Silvanus Rhodius lebt im Ephesos
des Jahres 41 vor Christus, als Marcus Antonius Kleopatra liebte
und die Politik der römischen Provinz Asia von Machterhaltung
und Intrigen geprägt war. Er ist der Hauptakteur des Buches
Eines jeden Kreuz", aus dem die Autorinnen Karola Hagemann
und Ilka Stitz alias Malachy Hyde am Freitag im Alten Rathaus Schöckingen
lasen.
Räuber und Mörder wurden damals
gekreuzigt. Silvanus Rhodius, ein Günstling des Marcus Antonius,
soll die ans Kreuz liefern, die für eine Serie von Tavernen-überfällen
und für den Mord an Akademieleiter Rutilius Rufus verantwortlich
sind. Das Volk verlangt nach einer Machtdemonstration, die Schuldfrage
steht im Hinterrgrund, wie Rhodius bewußt wird. So ist Eines
jeden Kreuz mehr als ein Krimi. Das Buch beschreibt auch eine
dekadente Gesellschaft.
Die Ausschnitte, die Karola Hagemann und Ilka Stitz lasen, waren
ausgezeichnet gewählt. Die erste Hälfte führte Hauptpersonen
und in Handlungsstränge ein. Der zweite Teil, Rhodius
Besuch in einer Privattherme und in einem Kerker, zeichnet ein Sittengemälde
der römischen Gesellschaft: Intrigen und Doppelmoral, Lustknaben
und Rechtsprechung. Deren Hauptaugenmerk liegt darauf, gegenüber
den unterworfenen Völkern die Oberhand zu behalten. Folter
und Hinrichtung
demonstrieren Macht; und Silvanus Rhodius träumt bereits vom
politischen Amt.
Derzeit arbeitet das Autorinnen-Duo an seinem
dritten Roman, der ebenfalls in der römischen Provinz Asia
spielt. Ein Urlaub 1992 im türkischen Didyma gab den Anstoß,
ausgiebige Nachforschungen zur Regierungszeit von Marcus Antonius
anzustellen. So entstand der Erstling Tod und Spiele".
Das englische Pseudonym Malachy Hyde haben sie auf Anraten
des Verlages gewählt. Ihre Vorgehensweise: Erst erstellen die
Autorinnen eine detaillierte Gliederung des Romans. Sie schreiben
im Wechsel, die homogene Geschichte entstehe durch wiederholtes
Überarbeiten und Korrekturlesen. Die Zusammenarbeit treibe
den Erzählfluß immer wieder voran. Karola Hagemann arbeitet
als Pädagogin beim Landeskriminalamt Niedersachsen, wo sie
schon mal die eine oder andere Anregung von den Kollegen"
erhält.
Der Erlös der Lesung kommt der Erforschung der bis dato unheilbaren
Mukoviszidose zugute.
(Susanne Müller-Baji)
Krimi-Forum - Juli 2002
Eines jeden Kreuz (2. Band Silvanus Rhodius)Weitbrecht gebunden
ISBN 3-522-71525-X
Ephesos zur Zeit der römischen Herrschaft.
Mit einer ungewöhnlich komplizierten Situation hat es Silvanus
Rhodius hier zu tun, denn einerseits treibt eine brutale Tavernenbande
ihr Unwesen und andererseits wird der Leiter der hehren Akademie,
Rutilius, tot aufgefunden - offensichtlich ermordet.
Hängen die Verbrechen zusammen?
Vieles deutet darauf hin, dass die Überfälle bewusst gesteuert
sind - und politische Hintergründe haben.
Ohne die Hilfe der unerschrockenen Laelia und ihrer Freundin Illicia
wäre Silvanus Rhodius, ein Sicherheitsbeamter aus Rom, wenig
erfolgreich, denn die Gastwirtstochter Laelia kennt sich bestens
im Milieu aus.
Welche Staatsintrigen erschüttern Ephesos?
Oder spielt doch Eifersucht eine Rolle - und was hat Ulpia, die
Frau des Akademieleiters, damit zu tun?
Schließlich: warum kann sich Silvanus eines unguten Gefühl
nicht erwehren, als der Fall bereits aufgeklärt scheint?
Rezension:
Ephesos - blühende Hauptstadt der römischen Provinz Asia.
Eine brutale Tavernenbande macht das Nachtleben der antiken Metropole
unsicher, doch als Illicia bei einem der Überfälle verletzt
wird, bekommt die Verbrechensserie eine politische Dimension, denn
die junge Frau ist die Geliebte des Marcus Antonius, römischer
Triumvir und Beherrscher der östlichen Provinzen.
Dann wird auch noch der Leiter der hoch angesehenen Akademie von
Ephesos ermordet. Unruhe macht sich unter der Bevölkerung breit
- schwere Zeiten für Silvanus Rhodius, den etwas dicklichen,
bequemen, aber gewitzten Ermittler, der von Marcus Antonius mit
der Aufklärung dieser Verbrechen beauftragt wird. Gemeinsam
mit seiner Freundin Laelia macht Silvanus sich auf die Suche nach
den Tätern, und unversehens geraten sie in einen Sumpf aus
Machtstreben und politischen Intrigen.
Eines jeden Kreuz ist ein gut durchdachter Whodunnit mit ein paar
überraschenden Wendungen. Vor allem ist es ein hervorragender
historischer Roman, der die Antike mit teilweise so üppigen
Bildern zu Leben erweckt, dass man sich an Hollywood-Produktionen
der Fünfzigerjahre erinnert findet.
Hinter dem Pseudonym Malachy Hyde verbergen sich die Archäologin
Ilka Stitz und die Historikerin Karola Hagemann, die heute als Pädagogin
beim LKA tätig ist. Gemeinsam haben die Autorinnen zu Recherchezwecken
die antiken Stätten Kleinasiens bereist. Sowohl das archäologisch-historische,
aber auch das kriminalistische Fachwissen sind dem Roman anzumerken
und kommen ihm zugute.
Und trotz des so kompetent vermittelten Altertums sind die Figuren
- historische wie fiktive - keine starren Statuen, sondern glaubhafte
Charaktere, deren Beziehungsnöte und Lebenslügen verblüffend
gut ins einundzwanzigste Jahrhundert passen. Die originelle Sprache
und der oft ironische Tonfall tun ein übriges: Eines jeden
Kreuz ist die beste Zeitreise, die ich seit langem unternommen habe.
Rebecca Gablé
Malachy Hyde: Eines jeden Kreuz.
Weitbrecht Verlag, Stuttgart 2002, 463 Seiten
Buch der WOCHE vom 21.06. - 30.06.2002
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