Von Bergwerken, Wasserleitungen und römischer
Lebensart
Über die Leistungen antiker Ingenieure kann man nur staunen.
Wenngleich in Deutschland - im Vergleich beispielsweise zu
den französischen und spanischen Aquädukten oder
den Stollen Daciens, dem heutigen Rumänien - die erhaltenen
Zeugnisse eher unscheinbar sind, und man man zweimal hinschauen
muss, um die Einzigartigkeit und Genialität zu erkennen.
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BERGBAU |
Saarland:
Das Bergwerk im saarländischen Wallerfangen ist eines
der wenigen erhaltenen. Einer seiner Stollen ist zu besichtigen,
ein zweiter wird gerade ausgegraben uns soll ebenfalls der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Am Mundloch befindet sich die Occupationsinschrift des Emilianus.
Üblicherweise war die Tafel wohl aus Holz, daher sind
keine weiteren erhalten. Warum Emilianus seine Inschrift in
Stein schlagen ließ, weiß man nicht.
Die Occupationsinschrift wurde durch das Bergbaugesetz, die
Lex Metalla, vorgeschrieben. Es wird nach seinem Fundort auch
"Das Gesetz von Vipasca" genannt.
Es regelte die Nutzungsverhältnisse, aber auch die Sicherheit.
So musste man unter Umständen auch erzhaltige Säulen
stehenlassen, wenn nur so das Bergwerk ausreichend abgestützt
werden konnte. Es war verboten, solche Stützen abzubauen.
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Occupationsinschrift
Aussicht vom Emilianusstollen |
Zur Sicherheit gab es Schutzhelme, die aus Grasfasern geflochten
waren.Zum Abbau dienten Hammer und Schlägel, genauso wie heutzutage.
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Das Innere des Emilianusstollens
Bewetterungsschächte dienten der Belüftung, wurden
aber wohl gleichzeitig als Förderschächte genutzt.
Gelegentlich findet man auch parallel angelegte Stollen, je
einen zur Förderung und einen zur Bewetterung, wenn der
Betrieb es erforderte. Die Förderung erfolgte durch Haspeln
und Flaschenzüge.
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Schacht zur Bewetterung, möglicherweise
auch zur Förderung
von Erz
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Wasser war auch in der Antike eines der Hauptprobleme beim
Tiefbau. Die Stollen wurden durch Kanäle am Boden entwässert.
Die seitliche Aufmauerung mit Ziegelsteinen erfolgte aus restauratorischen
Gründen.
Die Schächte waren in der Regel so hoch, dass die Arbeiter
aufrecht gehen konnten. Anders sah es in den Streben aus, die
dem anstehenden Gestein folgen und mitunter gerade einem Liegenden
Platz boten.
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Die Beleuchtung der Stollen erfolgte unter anderem durch
Öllampen in Nischen, die dreieckig in den Fels geschlagen
wurden, um eine breite Streuung des Lichtes zu erreichen.
Sicherlich wurden aber zusätzlich auch Fackeln oder Kienspäne
genutzt. |
Eine Nische für Öllampe (stark beschädigt)
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Sironaheiligtum
In der Nähe des Emilianusstollens befindet sich auch
das Sironaheiligtum. Ein idyllisch gelegenes kleines Heiligtum,
der keltischen Göttin der Heilkunst geweiht. Sehenswert
ist die sechseckige monolithe Einfassung.
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Aufgang zum Sironaheiligtum, im Hintergrund die Mauer der
Herberge
Sechseckige Einfassung der Sironaquelle
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Pfalz
Donnersberg
Auf dem Plateau des Donnersberges findet sich eine keltische
Siedlung. Sie ist von einem Wall umgeben, in dem zahllose
Schlacken zu finden sind. Bislang ist noch nicht geklärt,
bei welcher Art Verhüttung die Schlacken angefallen sind.
Es wird vermutet, da jegliche Bergbauspuren fehlen, dass sie
aus einer Glasproduktion stammen.
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Rekonstruierte Wallbefestigung der Keltensiedlung auf dem
Donnersberg/Pfalz
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Im Umfeld des Donnersberges befand sich ein großes
Bergbaurevier. Es gibt dort zahllose Pingen, Zeugnisse eines
regen Tagebaus. Sie ähneln Bombentrichtern und sind nur
mit geschultem Auge zu erkennen. In der Gegend hat man etliche
Stollen ausgegraben, in einem steckte kopfüber das Skelett
eines Mannes.
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WASSERLEITUNGEN |
Die Eifelwasserleitung
Die Wasserleitung nach Köln ist die drittlängste
des römischen Imperiums, nach denen von Alexandria und
Byzanz. Es ist eine reine Gefälleleitung. Die Ingeniere,
vermutlich Angehörige einer in der Gegend stationierten
Legion, vermaßen sie durch Austafeln. Die Anlage der
Kanäle und der Bau der Aquädukte erfolgte zur gleichen
Zeit an unterschiedlichen Baulosen, durch mehrer Bautrupps.
Auch damals war natürlich wichtig, dass die Tunnel, bzw.
Kanäle an der vorgesehenen Stelle zusammtrafen. Meist
war dies auch der Fall und die Abweichungen betragen nur wenige
Zentimeter. Aber auch heute noch, trotz Lasertechnik und Computerberechnungen,
kommt es zu Abweichungen bei derartig ambitionierten Bauvorhaben.
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Quelle "Der Grüne Pütz"
Eine 50 Meter lange Sickerleitung - eine poröse Mauer
am Fuße eines Hanges, gestützt durch die Holzbalken
- lässt das Quellwasser des Hanges in einen Kanal sickern.
Die Rinne ist durch Steinplatten abgedeckt.
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Sickerleitung
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Das Wasser sammelt sich im Brunnenhaus, dem Grünen Pütz.
Dort können sich Schwebstoffe absetzen, bevor das Wasser
in den Kanal läuft. Das Brunnenhaus ist anhand der Funde
rekonstruiert.
Einen Ähnlichen Zweck, nämlich der Klärung
des Wassers, dienen die sogenannten Tosbecken, in denen sich
das Wasser beruhigt und Schmutz zu Boden sinken kann.
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Grüner Pütz |
Die Nebenleitungen,
ausgehend von den einzelnen Quellen sind noch relativ niedrig,
ca 80 cm. Die Hauptleitung hat eine Höhe von rund 1,50
m und liegt in unseren Breiten rund einen Meter unter der Erde,
um Frostschäden zu vermeiden. |
Das Innere eines Kanals |
Seit
einigen Jahren gibt es einen ausgeschilderten Wanderweg entlang
der Wasserleitung. Ausgehend vom Grünen Pütz führt
er zu allen ausgegrabenen und sichtbaren Teilen der Wasserleitung.
(Klaus Grewe, Der Römerkanal-Wanderweg, ein archäologischer
Wanderführer, 2005) |
Schaden durch Baumwurzeln
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